Montag, 27. Dezember 2010
Narbenbruch
Als sei es gerade eben erst passiert. Zwei Jahre liegen zwischen heute und vorhin, doch ein einziger Satz macht die Zeit ungültig.
Vernarbtes Gewebe schmerzt stärker und länger als frische Verletzungen. Jede Bewegung lässt die darin gespeicherte Erinnerung spüren. Es ist nicht die Klinge, die gerade sticht, es ist der Dorn, der durch die Lücke des Innersten herausragt.
Und doch bin ich nicht mehr dort, wo ich einst war. Ich bin lange gegangen, habe mit jedem Schritt das Ziehen gespürt, den Schmerz ausgehalten, die Wunde gereinigt, gesalbt und verbunden. Das Risiko bleibt, sich mit jedem Schritt erneut zu verletzen. Anhalten ist keine Alternative. Es ist nicht mehr nur mein Schmerz, es ist der Schmerz der anderen, den ich dort spüre, wo das Fleisch unregelmäßig zusammengewachsen ist. Zu gut kenne ich ihn, als dass ich ihn jemals leugnen könnte.